UNTER DEM MOTTO „WEIT.SICHT.WEISE“ LUD DER VSWG ZUM 31. TAG SÄCHSISCHER WOHNUNGSGENOSSENSCHAFTEN AM 26. SEPTEMBER 2023 INS ICC DRESDEN
Fast 350 Teilnehmer, 50 Aussteller und vier Sponsoren konnte der VSWG zum 31. Tag Sächsischer Wohnungsgenossenschaften an einem spätsommerlichen Tag im Internationalen Congress Center in Dresden am 26. September 2023 begrüßen.
VSWG-Vorstand Mirjam Philipp würde sich im Augenblick nach dem Tagungsmotto eine weise Weitsicht von der Bundesregierung wünschen und betonte in ihrem Grußwort, dass die Wohnungswirtschaft seit anstrengend langer Zeit im Krisenmodus unterwegs ist. Es begann mit der Energiekrise, dem verwirrenden Verhalten von Bundesminister Habeck bei der Gasumlage, der Energiepreisspirale, die als Betriebskostenexplosion zu enden drohte und wird jetzt fortgeführt mit dem Gebäudeenergiegesetz, deren Novelle Anfang September in dritter Lesung im Bundestag zugestimmt wurde. Auch das 14-Punkte-Maßnahmenpaket des Wohnungsbaugipfels im Kanzleramt sei nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Für eine Akzeptanz des Klimaschutzes in der Bevölkerung braucht es pragmatische Lösungen, die der sozial organisierten Wohnungswirtschaft das Bauen, Wohnen und Modernisieren in den Beständen wieder ermöglicht und weniger überbordende gesetzgeberische Auflagen.
Mirjam Philipp dankte am Ende ihres Grußwortes dem SMR für das kurzfristig einberufene Krisengespräch, den offenen, konstruktiven Austausch auf Augenhöhe und der Unterstützung der „Dresdner Erklärung“, die kurz vor dem Wohnungsbaugipfel verabschiedet und an die Bundesregierung adressiert wurde. Auch betonte sie noch einmal, dass der VSWG weiter laut bleiben wird, dass alle Bemühungen auch auf Bundesebene endlich Gehör finden und wenn schon nicht in weiser Weitsicht, dass dann wenigstens Einsicht einkehrt. Danach gab sie die Bühne für Staatssekretärin Barbara Meyer frei, die zunächst Grüße von Staatsminister Schmidt ausrichtete, der zur gleichen Zeit im Kabinett saß, um sich auszutauschen, wie das Maßnahmenpaket der Regierung auf Landesebene umgesetzt werden kann.
Staatssekretärin Meyer sieht es als erfreulich an, dass es in Sachsen so viele Wohnungsgenossenschaften gibt, die eine tragende Säule im gemeinwohlorientiertem Miteinander sind. In Absprache mit den Verbänden wird das SMR analog der „Dresdner Erklärung“ weiterhin Initiativen auf Bundesebene einbringen. Denn es ist immens wichtig, dass der Bund wieder Planungssicherheit schafft und Kostenerhöhungen weitgehend verhindert. Sie hat Vertrauen in die sächsischen Wohnungsgenossenschaften und betonte voller Zuversicht, dass sie stets mit Weitsicht und Umsicht wie bisher handeln werden.
Im ersten Vortrag informierte Florian Schaefer vom SMEKUL über die Sicherung der (Energie-)Infrastruktur mit dem Ziel zu beruhigen. Es war eine Krise, die es in dieser Form so noch nicht gegeben hatte und die zur Folge hatte, dass der Gasverbrauch 20 Prozent weniger war als das Jahr zuvor und ohne den Krieg in der Ukraine niemals zustande gekommen wäre. Die Energiepreisbremse war der Game Changer in der Energiekrise und jeder könne aktuell entspannt sein, da die Speicherfüllstände mehr als 94 Prozent anzeigen und der Gasverbrauch signifikant gesunken ist. Die Gasflüsse sind stabil und ausgeglichen, so dass es eine Entspannung, aber keine Entwarnung gibt. Nach wie vor ist es sinnvoll, beim Energieverbrauch weiter zu sparen. Florian Schaefer appellierte abschließend an das Publikum, dass die Lage ernst bleibt und jede eingesparte Kilowattstunde hilft.
Im Anschluss stellte Bettina Harms von ANALYSE & KONZEPTE immo-consult GmbH die im Auftrag des GdW und mit Unterstützung des VSWG erstellte Studie zu den Wohntrends 2040 vor. Dabei wurde der Fokus auch auf eine Mieterbefragung in Mitteldeutschland gelegt. Die aktuellen Ergebnisse zeigen deutliche Veränderungen gegenüber den Vorjahren und sind gekennzeichnet durch die besondere Situation, in der wir uns derzeit befinden. Dazu gehört, dass mehr Menschen eine Wohnung brauchen – bedingt auch durch die Kriegsflüchtlinge – sowie Ebbe im Portemonnaie herrscht. Die Rahmenbedingungen am Markt werden in den kommenden Jahren den Nachfragedruck auf Mietwohnungen weiter verschärfen. Gleichzeitig verschlechtert sich die wirtschaftliche Lage vieler Haushalte angesichts der Inflation und der steigenden Energiekosten mindestens kurzfristig. Die Corona-Epidemie hat ihre Spuren hinterlassen und den Blick auf Wohnung und Quartier verändert. Wohnung und Nachbarschaft haben noch einmal an Bedeutung gewonnen. Das was schon da ist, ist wertvoller geworden und die Ansprüche der Nachfrager sind pragmatischer geworden.
Nach der Mittagspause und der Möglichkeit, die zahlreichen Aussteller zu besuchen, referierte der ehemalige FIFA-Schiedsrichter, Zahnarzt und Entwicklungshelfer in einer Person – Dr. Markus Merk – unter dem Vortragstitel „Sich(er) entscheiden" und gab den Anwesenden Denkanstöße, die Entscheidungen zu treffen haben. Er zitierte gleich zu Beginn Winston Churchill: „Erfolg haben heißt, einmal mehr aufzustehen als man hingefallen ist.“ Die Zielorientierung muss man immer vor Augen haben und Ziele können auch optimiert werden. Dabei ist Zuhören das Basismittel mit Weitblick, um in der Gesprächsführung die Argumente des Gegenübers aufzunehmen. Dabei erwähnt Dr. Merk, dass jeder auch mal Fehlentscheidungen treffen wird, was aber menschlich sei. Und auch der Umgang mit Druck ist trainierbar, denn aus Stress und Belastung wird Motivation. Seinen Vortrag beendete er mit seinem Credo – das Leben findet heute statt! – und erhielt frenetischen Applaus für seine Ausführungen.
Danach stellte Prof. Antje-Britta Mörstedt die unterschiedlichen Generationen von den Babyboomern, über die Generation X, Y, Z bis hin zu Alpha vor und legte den Schwerpunkt auf die sogenannten Zetties, die aktuell verstärkt in die Unternehmen streben. Dabei ist jede Generation unterschiedlich erzogen worden und wurde dadurch auch unterschiedlich geprägt. Für die Generation Z ist typisch, sich Informationen per WhatsApp auszutauschen, gerne mal zu chillen und für sie heißt Google ganz klar TikTok. Laut Prof. Mörstedt haben die jungen Leute Angst, irreversible Entscheidungen zu treffen. Altersgemischte Teams mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund zu führen und diese an das Unternehmen zu binden, wird die Herausforderung der Zukunft. Die Führungskraft muss zum Feelgood-Manager werden.
Die Überleitung zum nächsten Programmpunkt war einfach, da die leistungsstärksten Auszubildenden aus sächsischen Wohnungsgenossenschaften für ihre anerkennenswerte Leistung vom Verband prämiert wurden und der Generation Z angehören, die soeben im Detail vorgestellt wurde. In diesem Jahr erreichten nur zwei Auszubildende die dafür erforderliche Punktzahl – Patricia Deke und Cindy Zoschnik – beide von der Eisenbahner-Wohnungsbaugenossenschaft Dresden eG, deren Vorstand es sich nicht nehmen ließ, ebenfalls auf der Bühne zu gratulieren.
Im letzten Teil der Tagung stand als Erstes das Thema Soziale Nähe im digitalen Zeitalter im Fokus und wurde von Thomas Buckreus, Vorstandsvorsitzender der Wohnungsgenossenschaft Freiberg eG, näher beleuchtet. Soziale Nähe im digitalen Zeitalter funktioniert für ihn nur mit zwischenmenschlicher Nähe, da Menschen einfach Menschen mögen. Bei der Freiberger Wohnungsgenossenschaft wird die Digitalisierung nicht nur genutzt, um effizienter, flexibler und fehlerunabhängiger zu werden, sondern auch, um aktiv näher an die Mitglieder heran zu rücken. Herr Buckreus beendete seinen Vortrag mit den Worten, dass soziale Nähe durch Digitalisierung als Chance gesehen werden muss.
Danach ging es mit der Digitalisierung weiter, aber aus einem ganz anderen Blickwinkel. Der IT-Sicherheitsexperte und Deutschlands erster Comedy-Hacker Tobias Schrödel besuchte mit den Anwesenden das Darknet und zeigte wie es funktioniert. Danach demonstrierte er auf humorvolle Weise, was ein einfaches Hundefoto in den sozialen Medien über einen verrät und welche sensiblen Daten damit preisgegeben werden, so dass sich jeder im Anschluss mehr Gedanken über den Datenschutz machte.
Prof. Dr. Klaus-Peter Hillebrand beendete den 31. Tag Sächsischer Wohnungsgenossenschaften am späten Nachmittag mit den Worten, dass es ein bunter Tag mit spannenden und erfrischen Vorträgen war, die in der Krisenzeit einfach mal gut tun. Er bedankte sich bei den zahlreichen Ausstellern für ihre Unterstützung und freut sich zusammen mit seiner Vorstandskollegin Mirjam Philipp auf ein baldiges Wiedersehen, spätestens zum 32. Tag Sächsischer Wohnungsgenossenschaften am 24. September 2024.
Das Get-together mit dem Sektempfang – gesponsert von der DOMUS Consult – fand im Anschluss auf der Terrassenebene des Internationalen Congress Centers statt, bei dem das Netzwerken an erster Stelle stand.
Bei anregenden Gesprächen mit musikalischer Untermauerung der Liveband Blue Alley klang der 31. Tag Sächsischer Wohnungsgenossenschaften aus.
Weitere Fotos auf Anfrage.