„BEWEGT DURCH DIE ZEIT!“ – SO DAS MOTTO DES 30. TAGES SÄCHSISCHER WOHNUNGSGENOSSENSCHAFTEN AM 27. SEPTEMBER 2022 IM ICC DRESDEN


Es sind aktuell bewegende Zeiten, die alle und nicht nur die Wohnungswirtschaft aufwühlen. Der Krieg in der Ukraine und damit verbunden die Energieversorgung in Europa, die Klimakrise, die Inflation – alles Bereiche, die am Ende in der Wohnung ankommen. Ganz oben steht die Energiekrise. Sie erzeugt eine Riesen-Verunsicherung bei der Wohnungswirtschaft, bei den Verbrauchern, bei der Industrie und bei der Energiewirtschaft selbst. Mit diesen Worten eröffnete VSWG-Vorstand Mirjam Philipp den 30. Tag Sächsischer Wohnungsgenossenschaften am 27. September 2022.

Der Einladung zur Jubiläumstagung folgten 400 Teilnehmer ins ICC Dresden. In diesen aufwühlenden Zeiten forderte sie die Politik auf, endlich eine Orientierung zu geben und keine schlechten Kompromisse. Der VSWG fordert bereits seit Mai 2022 eine Deckelung der Energiepreise, die jetzt auch vielen anderen Verbänden, Gewerkschaften und Ökonomen gefordert wird. Oberste Priorität hat bei allem auch die Liquidität der sächsischen Wohnungsgenossenschaften, die Vorleister gegenüber den Versorgern sind, bevor die Betriebskosten gegenüber den Mitgliedern und Mietern im nächsten Jahr abgerechnet werden können. Dazu laufen bereits erste Runden mit der sächsischen Staatsregierung für möglichst zinslose Überbrückungskredite, sodass spätestens bis zum Jahresende eine konstruktive Lösung steht.

Staatsminister Thomas Schmidt konnte aufgrund einer Kabinettssitzung nicht persönlich anwesend sein und schickte ein digitales Grußwort, in dem er sich auch für die gute Zusammenarbeit mit den sächsischen Wohnungsgenossenschaften bedankte.

Prof. Dr. Klaus-Peter Hillebrand betonte in seinen Eröffnungsworten noch einmal, dass die sächsischen Wohnungsgenossenschaften soziale Vermieter sind und gemeinwohlorientiert handeln. Auch wurde in den letzten Jahren schon viel in die Bestände gesteckt, was sich jetzt auszahlen wird. Wichtig sei jetzt, die Mitglieder und Mieter intensiv zu informieren und seitens der Politik schnellere Entscheidungen zu treffen.

Im ersten Vortrag informierte ARD-Wettermoderator Karsten Schwanke zu den Auswirkungen des Klimawandels und den damit verbundenen Herausforderungen für die Immobilienbranche. Die extremen Wettersituationen werden zunehmen. Der Klimawandel ist gekennzeichnet durch ein rasantes Tempo der Veränderung und einer Erwärmung um + 2,7 Grad bis Ende des Jahrhunderts. Die Häuser und Bestände sind ganz anderen Anforderungen ausgesetzt als noch vor 50 Jahren. Die Herstellung von Zement ist besonders CO2-intensiv, sodass über neue Baustoffe genauso wie über Klimaanlagen in heißen Sommermonaten in den Wohnungen nachgedacht werden muss.

Nach der ersten Kaffeepause und der Möglichkeit, die insgesamt 60 Aussteller zu besuchen, referierte Dr. Yasemin El-Menouar von der Bertelsmann Stiftung über die Zukunft des Wohnens und die wachsende Zunahme der Bereitschaft für Veränderungen. Sie stellte eine 2021 veröffentlichte Studie mit unterschiedlichen Wertemilieus vor und betonte, wie wichtig es ist, die Werthaltungen der Menschen für die anstehenden Herausforderungen zu berücksichtigen. Im Anschluss berichtete Vorstand Volker Klich von der Wohnungsgenossenschaft Eberswalde 1893 eG vom Wandel der Genossenschaft mit Anfangs über 20 Prozent Leerstand zum Boomtown Eberswalde und welche vier Ebenen dabei mit pfiffigem Marketing, mega-schnellem Vertrieb und einem liebevollen Service eine Rolle spielten.

Nach der Mittagspause zeigte Prof. Dr. med. Volker Busch als Neurowissenschaftler und hervorragender Speaker, dass es trotz aller Krisen und Stresssituationen immer irgendwie weitergeht. Die Dinge müssen angenommen werden, um aktiv zu bleiben. Dabei ist das Tun das Wesentliche und nicht das Denken. Denn Denken allein macht nicht glücklich. Die Kunst des Lebens ist, das Gute nicht zu übersehen und Negatives zu reduzieren.

Vor der nächsten Kaffeepause gab es einen Grund zum Feiern. Die leistungsstärksten Auszubildenden aus sächsischen Wohnungsgenossenschaften wurden für ihre anerkennenswerte Leistung vom Verband prämiert. In diesem Jahr erreichten nur zwei Auszubildende die dafür erforderliche Punktzahl – Jasmin Otto von der Chemnitzer Siedlungsgemeinschaft eG und Sharleen Richter von der Wohnungsgenossenschaft „Glückauf“ Süd Dresden e. G., die leider nicht persönlich anwesend sein konnte.

Im letzten Teil der Tagung ging es im neuen Format Praxis frontal um die Aufarbeitung der vorgetragenen Themen in Form einer Gesprächsrunde, die von der versierten Moderatorin Lena Fritschle geleitet wurde. An dieser nahmen neben VSWG-Vorstand Mirjam Philipp und der Referentin Dr. Yasemin El-Menouar die Vorstände Thomas Bartel (Wohnungsbaugenossenschaft Chemnitz West eG), Martin Rüger (Wohnungsgenossenschaft UNITAS eG) und Volker Klich (Wohnungsgenossenschaft Eberswalde 1893 eG) teil. Einig waren sich in dieser Runde alle, dass man aus der Komfortzone rausmuss, aber eine Krise immer auch als Chance für etwas Neues angesehen wird, etwas neu zu gestalten. Und wer, wenn nicht die Wohnungsgenossenschaften, wären prädestiniert dafür.

Die beiden VSWG-Vorstände Mirjam Philipp und Prof. Dr. Klaus-Peter Hillebrand beendeten den 30. Tag Sächsischer Wohnungsgenossenschaften, indem sie sich bei den zahlreichen Ausstellern für ihre Unterstützung bedankten und freuen sich auf ein baldiges Wiedersehen, spätestens zum 31. Tag Sächsischer Wohnungsgenossenschaften am 26. September 2023.

Das Get-together mit dem Sektempfang fand im Anschluss auf der Terrassenebene des Internationalen Congress Centers statt, bei dem das Netzwerken an erster Stelle stand. Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch der beiden Olympiasieger Francesco Friedrich und Candy Bauer, die für jede Frage und Fotowünsche offen waren und gern über ihre sportlichen Erfolge und den Bobsport an sich in einem kurzen Interview berichteten.

Bei anregenden Gesprächen mit musikalischer Untermauerung der Liveband Blue Alley klang der 30. Tag Sächsischer Wohnungsgenossenschaften aus.

Weitere Fotos auf Anfrage.